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  • AutorenbildEva Waiblinger

Recherche oder Fiktion? Rocha Monte von Peter Höner


Ein Luxushotel auf dem nebelverhangenen Gipfel einer Azoreninsel, bereits nach einer Saison aufgegeben. Ein Wachmann, der nicht aufgibt und das Hotel 20 Jahre lang bewacht, einsam, stur, in stetem Kampf gegen Plünderer und eindringendes Wasser. Nach und nach driftet er in den Wahnsinn ab. Dann verschwindet er, niemand weiss, ob er noch lebt. Peter Höners neuster Roman berückt in der ersten Hälfte mit der tragischen Geschichte des Wachmanns Aurélio Fuertes, der alles verliert, Familie, Freunde, Verstand, weil er da oben im Nebel den Moloch von einem Hotel bewacht, jahraus, jahrein, mit einer Hingabe, die niemand unten auf der Insel versteht.

Die Drachenbilder flackerten ein letztes Mal in ihrem feurigen Atem, der Schatten Aurélios flatterte über die Wand. Und erlosch.

Der zweite Teil des Romans besteht aus Recherchematerialien des "Publizisten", der die Geschichte Aurélios nachzeichnet: Interviews mit Personen, die Aurélio gekannt haben, Scans seiner erst minutiös geführten Hefte mit Strom- und Wasserverbrauchsmessungen, die aber zunehmend mit persönlichen Notizen gefüllt werden und Aurélios Niedergang nachzeichnen. Ein spannender Einblick in die Recherchearbeit des Autoren zu diesem Buch und zu Aurélios weiterer Geschichte - glaubte ich (und viele andere LeserInnen auch). Erst bei einer Lesung Peter Höners erfuhr ich, dass diese Recherchematerialien auch alle Fiktion sind! Nur das aufgegebene Hotel existiert tatsächlich, und ein Wächter, der es 20 Jahre lang bewachte, bevor er spurlos verschwand - und die Peter Höner erst die Idee für diesen Roman gaben. Und so hat dieser Roman eigentlich zwei Hauptpersonen - Aurélio Fuertes und das Rocha Monte selbst: gescheiterter Traum, Geld- und Menschenfresser, aber auch Verführerin. Eine empfehlenswerte Lektüre - auch wenn ich jetzt ein bisschen gespoilert habe.

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